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bey schwerer Strafe nicht gebraucht werden, und es ist auch in diesen Gegenden nicht nöthig, weil das Wild ebenfalls ziemlich dünne ist. Wozu braucht man also so viele überflüßige Hunde?

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 Man glaubte bisher, daß jeder Hund unten an der Wurzel der Zunge einen Wurm habe, und wann dieser groß würde, so verursache er, größten Theils wegen der heftigen und äusserst empfindlichen Schmerzen, die er an diesem Ort verursache, die Tollheit oder Wut. Allein dieser vermeintliche Wurm ist nichts anders, als ein am untern Theil der Zunge befindliches ungefähr drey viertel Zoll langes muskelhaftes Band, welches fast allen Thieren, die zu dem Hundegeschlecht gehören, eigen ist, und zur Erleichterung und Bequemlichkeit beym Saufen ihnen von der weisen und gütigen Natur gegeben zu seyn scheint, um die Zunge beym Lecken des Wassers desto schneller hin und her ziehen zu können. Dieser Muskel wurde nun für einen Wurm angesehen, mit welchem er freylich die größte Ähnlichkeit in der äusserlichen Form hat, da er sich bey dem schnellen Herausnehmen so gar zu bewegen scheint, sich aber bloß, wann er in die freye Luft oder

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Anonym: Macht der Vorurtheile und des Aberglaubens in: Journal von und für Franken, Band 3. Raw, Nürnberg 1791, Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Macht_der_Vorurtheile_und_des_Aberglaubens.pdf/5&oldid=- (Version vom 9.10.2016)