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¶ Glawbe ist nicht, der menschliche whan vnd trawm, den ettlich fur glawben hallten, vnd wenn sie sehen, das keyn besserung des lebens noch gute werck folgen, vnd doch vom glawben viel horen vnd reden kunden, fallen sie ynn den yrthum, vnd sprechen, der glawbe sey nicht gnug, man musse[1] werck thun, soll man frum vnd selig werden, das macht, wenn sie das Euangelion [10] horen, so fallen sie daher, vnd machen yhn aus eygen krefften eyn gedancken ym hertzen, der spricht, ich glewbe, das hallten sie denn fur eyn rechten glawben, aber wie es eyn menschlich geticht vnd gedancken ist, den des hertzen grund nymer erferet, also thut er auch nichts, vnd folget keyn besserung hernach.

Aber glawb ist eyn gotlich werck ynn vns, das vns wandelt vnd new gepirt aus Gott, Johan. 1. vnd todtet den allten Adam, macht vns gantz ander menschen von hertz, mut, synn, vnd allen krefften, vnd bringet den heyligen geyst mit sich, O es ist eyn lebendig, schefftig, thettig, mechtig ding vmb den glawben, das vnmuglich ist, das er nicht on vnterlas solt gutts wircken, Er fraget auch nicht, ob gutte werck zu thun sind, sondern ehe man fragt, hat er sie than, vnd ist ymer ym thun, Wer aber nicht solch werck thut der ist eyn glawbloser mensch, tappet vnd sihet vmb sich nach dem glawben vnd gutten wercken, vnd weys widder was glawb odder gutte werck sind, vnd wesscht vnd schwetzt doch viel wort von glawben vnd gutten wercken.

Glawb ist eyn lebendige erwegene zuuersicht auff Gottis gnade, so gewis, das er tausent mal druber sturbe, Vnd solch zuuersicht vnd erkentnis Gotlicher gnaden, macht frolich, trotzig vnd lustig gegen Gott, vnd alle Creaturn, wilchs der heylig geyst thut ym glawben, Do her on zwang, willig vnd lustig wirt yderman guttis zu thun, yderman zu dienen, allerley zu leyden, Gott zu liebe vnd lob, der yhm solch gnad ertzeygt hat, also, das vnmuglich ist werck vom glawben scheyden, also vnmuglich, als brennen vnd leuchten vom fewr mag gescheyden werden, Darumb sihe dich fur, fur deynen eygen falschen dancken, vnd vnnutzen schwetzern, die von glawben vnd guten wercken klug seyn wollen zu vrteylen, vnd sind die grosten narren. Bitte Gott das er glawben ynn dyr wircke, sonst bleybstu wol ewiglich on glawben, du tichtist vnd thust was du wilt odder kanst.

¶ Gerechtigkeyt ist nu solcher glaube, vnd heyst Gottis gerechtigkeit, odder die fur Got gilt, darumb, das es Gottis gabe ist, vnd macht den menschen, das er yderman gibt, was er schuldig ist, Denn durch den glawben, wirt der mensch on sund, vnd gewynnet lust zu Gottis gepotten, damit gibt er Got seyn ehre vnd betzalet yhn, was er yhm schuldig ist. Aber den menschen dienet er williglich, wo mit er kan, vnd betzalet da mit auch yderman, Solche gerechtigkeyt, kan natur, freyer wille, vnd vnser krefft, nicht zu wegen bringen, denn wie niemant yhm selb kan den glawben geben, so kan er auch den vnglawben [12] nicht weg nehmen, Wie will er denn eyn eynige kleynste

Empfohlene Zitierweise:
Martin Luther: Das Newe Testament Deutzsch. [Melchior Lotther d. J. für Christian Döring und Lukas Cranach d. Ä.], Wittenberg 1522, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luther_Das_Newe_Testament_Deutzsch_232.jpg&oldid=- (Version vom 14.10.2016)
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