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Ludwig Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. Aus: Ludwig Anzengrubers sämtliche Werke. Band 2

Der Herr Pfarrer! Wir grüßen ihn, er lacht freundlich, ich nehm mir ein Herz, denn, denk ich mir, es ist wegen der Gmeind, es gibt ja vielleicht doch manche, die etwa glauben, ich begeh a Todsünd, weil ich die Franzl heirat, die a Lutherische is – ich geh also hin mit ihr, wir küssen ihm die Hand und ich sag: „Hochwürden, ich tät recht schön bitten –“ Und verstanden hat er mich, hat ihr die Hand aufs Köpferl glegt und hat gsagt: „Der Herr gesegn und behüt dich!“ In der Kirchn hat er das freilich nit können, aber unser Pfarrer is a ein Pfarrer außer der Kirchen!

Schulmeister. Und soll es uns denn wundern, wenn da das Verderben hereinbricht?! Die Langmut Gottes ist unendlich –

Michel. Aber doch nit so lang wie du, Schulmeister, sonst wär s’ schon lang abbrochen! (Lachen.)

Schulmeister. Du spottest – und ihr lacht?! Lachet nicht!

Michel. Jetzt halt ’s Maul und red: Willst du uns Kirchfelder ruhig vorbeilassen oder nit? Sag’s, nachher wissen wir schon, was wir zu tun haben.

Schulmeister (zieht sich furchtsam zurück, hinter ein paar Bauern hervoragierend.) Laßt euch vorerst doch sagen, welch eine furchtbare Sünde es eigentlich ist, eine Lutherische zum Weibe zu nehmen!

Michel. Losts zu, das werd ich euch sagn! – Musikanten, mein Kirtaglandler!

Alle. Juhu!

Musik.

Schulmeister. Ich protestiere!

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. Aus: Ludwig Anzengrubers sämtliche Werke. Band 2. Wien 1922, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Anzengrubers_s%C3%A4mtliche_Werke_II_027.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)