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Ludwig Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. Aus: Ludwig Anzengrubers sämtliche Werke. Band 2


Lux. Mir? Halten zu Gnaden, ich bin Weidmann, Forstmann, ich geb eigentlich auf keinen was, der da in einem gemauerten Häuschen was reden will von dem, der die weite Welt erschaffen hat.

Finsterberg (rasch sich gegen Lux wendend). Lux, was soll das gottlose Reden?

Lux. Ist nicht gottlos, halten zu Gnaden, mag wohl bloß so aussehen; in so einem Gemäuer wird mir angst und bange, wenn da einer Gott und Welt neinsperren will und hat kaum eine Gemeinde drin Platz! Da raus sollten sie kommen in grünen Wald, ho, da würden sie anders reden und der hochwürdige Herr Hell, das wär so ein Waldprediger nach meinem Herzen – halten zu Gnaden!

Finsterberg (lächelnd). Na, ja, ja, Er Waldbär! – Ihm hält man manches zu gute, nur trag Er das nicht unter die Leute mit den Welt- und Waldpredigern und bedenk Er, daß der Satan, wenn ihm’s um Seine Seele zu tun ist, auch einen grünen Rock anzieht, und drum hol Er sich immerhin alle Sonntag sein Stück Christentum in dem gemauerten Haus da drüben!

Lux. Tu’s ohnedem, Exzellenzherr, verdrießt mich auch nicht, von wegen dem hochwürdigen Herrn Pfarrer dort, dem Hell, der sagt: „Sei du brav und geh ehrlich deiner Wege, so sind’s Gotteswege.“

Finsterberg (hustet erregt). Lux, tu Er mir das neumodische Reden ab! Merk Er’s, das leid ich nicht! Weg und Weg, das ist ein Unterschied. Auf Gottes Wege glaubt jeder hinzutraben und ’s gibt doch Wege, wo er vor Hindernissen nicht hingelangen kann zu

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. Aus: Ludwig Anzengrubers sämtliche Werke. Band 2. Wien 1922, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Anzengrubers_s%C3%A4mtliche_Werke_II_008.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)