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aller Art erdulden müssen; sind sie nicht Gegenstand beständigen Haders, trachtet um ihretwillen nicht der Freund dem Freunde, der Sohn dem Vater, die Gattin dem Gatten nach dem Leben? Um ein goldenes Halsband hat Eriphyle ihren Gemahl verrathen.

9. Und bei allem Diesem, gilt ein buntgesticktes Gewand wärmer als ein anderes? verwahrt Dich ein Haus mit vergoldetem Dache besser? schmeckt der Wein angenehmer aus Pokalen von Gold und Silber? schläft sich’s süßer auf einem Bettgestelle von Elfenbein? Oder sehen wir nicht oft genug, wie gerade diese Glücklichen auf ihren elfenbeinernen Lagerstellen und ihren köstlichen Polstern am wenigsten schlafen können? Und jene mannigfaltigen und gekünstelten Speisen, nähren sie etwa besser, oder zerrütten sie nicht vielmehr den Körper und führen ihm Krankheiten zu?

10. Brauche ich noch zu erwähnen, was Alles die Menschen um des aphrodisischen Vergnügens willen thun und leiden, während es doch so leicht ist, dieser Begierde sich zu entledigen, wem es nicht um üppige Genüsse zu thun ist? Doch dabei bleibt der Unsinn und die Verdorbenheit der Menschen nicht stehen. Sie verkehren den natürlichen Gebrauch noch von tausend anderen Dingen, und bedienen sich ihrer nicht, zu was sie gemacht sind; wie wenn z. B. Einer sich statt eines Wagens seines Bettes so bedient, als ob es ein Wagen wäre.

Lycinus. Wer thut denn dieß?

Cyniker. Ihr, indem ihr Menschen wie Lastthiere gebraucht, und ihnen eure Tragbetten auf den Nacken legt, während ihr selbst in wollüstiger Behaglichkeit oben lieget,

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1806. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1806.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)