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auch mit seinem Ringe und übergab sie seinem Schatzmeister zur Obhut.

21. Combabus machte jetzt die Reise ohne Anfechtung. Und als sie zur heiligen Stadt gekommen waren, betrieben sie den Bau des Tempels mit allem Eifer; gleichwohl gingen ihnen drei Jahre über der Arbeit hin. Mittlerweile begab sich wirklich, wovor dem Combabus bange gewesen. Stratonice hatte längst schon mit Verlangen auf eine Annäherung von seiner Seite gewartet; nachgerade aber stieg ihre Liebe zum Wahnsinn. In Hierapolis sagen sie, Juno hätte dieß absichtlich so gefügt, nicht als ob sie gewußt, wie tugendhaft Combabus war, sondern um die Stratonice dafür zu bestrafen, daß sie sich nicht gleich zum Tempelbau hatte verstehen wollen.

22. Anfänglich war Stratonice so verständig, zu verbergen, wo es ihr fehle. Als aber das Uebel überhand nahm und ihr alle Ruhe raubte, ließ sie ihre Qual offenbar werden, weinte am hellen Tage, rief den Namen Combabus aus, und Combabus war ihr Ein und Alles. Endlich, wie sie sich nicht anders zu helfen wußte, suchte sie eine bequeme Gelegenheit, mit Bitten an ihn zu kommen. Allein einem Andern ihre Liebe zu gestehen, konnte sie nicht über sich bringen, und ihn selbst anzugehen, schämte sie sich. Da ersann sie Folgendes. Sie beschloß, sich in Wein zu berauschen, und dann eine Unterredung mit ihm anzuknüpfen. Denn wie der Wein in den Menschen eingeht, geht mit ihm auch der Muth, zu sprechen, ein; und wenn man eine Fehlbitte gethan hat, braucht man sich hernach nicht zu schämen: denn man weiß ja nicht, was man gethan. Wie sie also die

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1733. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1733.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)