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und entsenden ihn gen Himmel. Auch schneiden sie sich die Haare ab, wie die Aegyptier, wenn der Apis gestorben ist. Welche Weiber aber ihre Haare nicht abschneiden wollen, haben folgende Strafe zu erleiden. Sie müssen Einen Tag lang ihre Schönheit öffentlich feil bieten. Der Markt aber steht nur Fremden offen, und der Erlös ist ein Opfer für die Venus.

7. Es gibt aber auch Männer zu Byblus, die behaupten, der Aegyptische Osiris liege bei ihnen begraben, und die Weheklage und die ganze Mysterienfeier werde nicht dem Adonis, sondern dem Osiris zu Ehren angestellt. Ich will melden, wodurch auch diese Meinung glaublich werde. Alljährlich kommt ein Kopf aus Aegypten zu Byblus angeschwommen, indem er die Strecke einer siebentägigen Fahrt zurücklegt. Und indem ihn die Winde unter göttlicher Führung über die Gewässer dahintragen, dreht er sich nie um und landet auch nirgend anders als zu Byblus. Dieses Wunder trägt sich jedes Jahr zu, und geschah auch, so lange ich selbst zu Byblus war. Und ich habe den Kopf selbst betrachtet und gesehen, daß er aus dem Baste der Papierstaude [Byblos] gemacht war.

8. Es ist aber noch ein anderes Wunder in dem Lande von Byblus, nämlich am Fluß aus dem Gebirge Libanus, der sich hier in’s Meer ergießt, und Adonis genannt wird. Dieser Fluß verliert alljährlich seine natürliche Farbe, wird blutroth und färbt bei seiner Ausmündung auch das Meer weithin roth: und dieß ist das Zeichen für die Byblier, ihr Trauerfest zu beginnen. Denn, ihrer Sage nach, wird Adonis in diesen nämlichen Tagen auf dem Libanus verwundet,

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1722. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1722.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)