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es thut mir leid, dich versichern zu müssen, daß beinahe Jedermann diese Dinge von dir glaubt.

6. Saturn. Meinst du denn, jener Kuhhirt, der einfältige Schwätzer, wisse etwas Vernünftiges von mir zu sagen? Stelle dir doch vor, ob irgend ein Mensch, geschweige ein Gott, fähig wäre, mit Wissen und Willen seine Kinder zu fressen, wenn es ihm nicht etwa ergeht wie dem Thyestes, der durch die Arglist seines abscheulichen Bruders in diesen Fall gerieth? Doch auch Dieß angenommen, wie wäre es denn möglich, daß Einer, ohne es zu merken, einen Stein statt eines Kindes fräße? Er müßte doch wohl kein Gefühl in den Zähnen haben. Auch ist erlogen, daß wir Krieg mit einander geführt, und daß mir Jupiter die Herrschaft mit Gewalt abgenommen habe. Ich habe sie ihm freiwillig abgetreten und förmlich übergeben. Und daß ich nicht in Ketten liege, und nicht im Tartarus mich befinde, siehst du ja selbst; oder du wärest so blind als Homer.

7. Priester. Aber was brachte dich denn zu dem Entschlusse, die Regierung niederzulegen?

Saturn. Das will ich dir sagen. Das Ganze ist, daß ich, als alter und nachgerade podagrischer Mann (woher auch der gemeine Glaube entstanden ist, als wäre ich mit Fußfesseln belegt) nicht mehr im Stande war, mit der großen Sündhaftigkeit des jetzigen Menschengeschlechts fertig zu werden. Es galt jetzt, mit geschwungenem Blitze den Himmel auf und ab zu laufen, und die Meineidigen, Tempelräuber, Mörder niederzubrennen, ein lästiges und mühsames Geschäft, dem nur ein junger Mann gewachsen war. Weislich trat ich es daher an Jupitern ab. Ueberhaupt schien es mir jetzt das

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1663. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1663.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)