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offen stehen. Deine Zunge soll sich nicht blos zu Solöcismen und Barbarismen, zu Unsinn, Meineid, Lästerung, Verläumdung und Lügen, sondern auch des Nachts zu gewissen andern Diensten brauchen lassen, zumal wenn du für so viele Liebschaften nicht Mannes genug bist. Kurz deine Zunge soll mit Allem umzugehen wissen, und sich vor nichts grauen lassen.

24. Wenn du nun dieses Alles wohl erlernt haben wirst – und du kannst es, denn schweres ist ja nichts daran – so verspreche ich dir zuversichtlich, daß du in ganz kurzer Zeit ein vortrefflicher, mir in allen Stücken ähnlicher, Redner werden sollst. Was hierauf für Vortheile von der Rhetorik dir zufließen werden, brauche ich gar nicht erst zu sagen. Siehe einmal mich an. Mein Vater war ein ganz gemeiner, nicht einmal freibürtiger Mann, der ehemals hinter Xoïs und Thmuïs[1] in Diensten gestanden hatte; meine Mutter eine Flickschneiderin, die daneben ein gewisses anderes Gewerbe trieb. Ich galt in meiner Jugend eben nicht für einen häßlichen Jungen; und so lebte ich anfänglich, nur um das tägliche Brod zu haben, mit einem armseligen Knauser von Liebhaber zusammen.[2] Nachher kam ich zu einer alten Frau zu wohnen, die mich weit besser fütterte, weil


  1. Zwei niederägyptische Städte.
  2. Ich erlaube mir, die im Original jetzt folgende Stelle: ἐπεὶ δὲ τὴν ὁδόν – γεγένημαι, weiter unten nach ἠπόρησα τῶν ἀναγκαίων einzuschieben, wo sie mir weit besser in den Zusammenhang zu passen scheint.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1352.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)