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zu holen. Kurz, euer Thun und Schwatzen ist von der Art, daß ich, so wahr Tisiphone lebt, Lust hätte, laut aufzulachen, wenn mich nicht die Linnentücher und wollenen Binden daran hinderten, womit ihr mir die Kinnbacken zusammengeschnürt habt.“

Als er Dieses geredet, umhüllte den endende Tod ihn.[1]

20. Nun frage ich, wenn einmal ein Todter wieder zu sich käme, sich aufrichtete und mit obigen Worten zu uns spräche, würden wir ihm nicht Recht geben müßen? Dessenungeachtet erheben die Thoren ein Jammergeschrei, und lassen sogar noch einen Menschen kommen, der vom Lamentiren Profession macht, und eine Menge alter, kläglicher Historien gesammelt hat. Dieser muß als Vorheuler zu der ganzen närrischen Scene behülflich seyn; und in dem Tone, den er angestimmt, schreit Alles Ach und Weh hinter drein.

21. Dieser ungereimte Brauch der Wehklage ist bei allen Völkern derselbe; in der Art der Bestattung hingegen weichen sie sehr von einander ab: der Grieche verbrennt seine Todten, der Perser begräbt sie, der Indier umgibt sie mit einem durchsichtigen Gusse, der Scythe frißt sie auf, und der Aegyptier balsamirt sie ein. Dieser Letztere (ich spreche als Augenzeuge) setzt die ausgetrocknete Leiche als Gast zu seinen Mahlzeiten und Trinkgelagen; und oft schon hat der Vater oder Bruder eines Aegyptiers, wenn Dieser Geld brauchte, zum Faustpfande werden müßen, und ihm so aus der Noth geholfen.


  1. Iliade XVI, 502.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1333.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)