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schwindelte mir freilich, wenn ich in die Tiefe blickte; bald aber machte ich mir Nichts mehr daraus. Als ich die Wolken schon weit hinter dem Rücken hatte, und mich in der Nähe des Mondes befand, fühlte ich endlich eine Müdigkeit, besonders am linken oder Geierflügel. Ich landete also auf dem Monde, setzte mich, um ein Wenig auszuruhen, nieder und beschaute so von oben herab die Erde, wobei ich es machte, wie der Homerische Jupiter,[1] und bald auf das Land der rosseernährenden Thracier, bald auf Mysien, wiederum, wenn ich Lust hatte, auf Griechenland, Persien oder Indien herabsah. Diese Mannichfaltigkeit des Anblickes gewährte mir ein ausnehmendes Vergnügen.

Freund: Höre, Menipp, du darfst mit nicht das Geringste von deiner Reise vorenthalten. Wo dir auch nur im Vorbeifliegen etwas Merkwürdiges aufgestoßen, das theile mir mit. Denn ich verspreche mir, viel Wichtiges zu erfahren, z. B. von der Gestalt der Erde, und von der Art, wie dir alle Gegenstände auf derselben, aus der Höhe betrachtet, vorkamen.

12. Menippus. Du hoffst gar nicht ohne Grund, mein Bester. So erhebe dich also mit mir, so gut es deiner Phantasie gelingen mag, auf den Mond, laß dich dort mit mir nieder, und beschaue die Erde mit Allem, was auf ihr ist. Stelle dir für’s Erste vor, du sehest die Erde ganz klein, noch viel kleiner, als der Mond. Denn als ich hinabsah, wußte ich im ersten Augenblicke gar nicht, wo denn alle die großen Gebirge und Gewässer derselben hingekommen wären.


  1. Il. XIII, 4. 5.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 1228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1228.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)