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und unkörperlich; Andere denken sich Dasselbe als etwas Körperliches. Eben so verschieden sind ihre Ansichten von der Fürsorge der Götter für die menschlichen Angelegenheiten. Es gibt Philosophen, welche sie von aller dergleichen Sorge lossprechen, ungefähr wie man bei uns abgelebte Leute öffentlicher Aemter zu entheben pflegt: sonach wären also die Götter nichts Anderes, als Was die Statisten in der Komödie sind. Etliche aber gehen noch weiter, und läugnen das Daseyn von Göttern ganz und gar, und lassen ohne Herrn und Führer die Welt gehen, wie sie geht.

10. Wie ich nun das Alles so anhörte, hatte ich einerseits das Herz nicht, die Glaubwürdigkeit so hochtönender und wohlbebarteter Herren in Zweifel zu ziehen; und doch wußte ich wiederum nicht, auf welche Seite ich mich schlagen sollte, um etwas Unumstößliches und allen Parteien Unantastbares zu finden. Allein da erging es mir gerade, wie es in jenem Homerischen Verse heißt. Wenn ich eben glaubte, mich Einem von diesen Philosophen ganz hingeben zu wollen,

– – so hielt mich wieder zurück ein and’rer Gedanke.[1]

So rathlos, wie ich war, gab ich endlich die Hoffnung auf, wenigstens auf Erden die Wahrheit zu erfahren, und glaubte meiner Verlegenheit nur dadurch ein Ende machen zu können, wenn ich irgendwoher Flügel bekäme, und mich in Person in den Himmel erhöbe. Was mir Hoffnung machte, diesen Gedanken in’s Werk zu setzen, war, außer meinem brennenden Verlangen, hauptsächlich der Fabeldichter Aesop, der nicht nur Adlern und Käfern, sondern sogar einmal Kamelen den


  1. Odyss. IX, 302.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 1226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1226.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)