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über mich her. Statt, wie er sollte, abzusteigen und mir zum Wiederaufstehen behülflich zu seyn, auch, wo es nöthig, einen Theil der Last mir abzunehmen, blieb er gemächlich sitzen und schlug mich mit seinem Knüttel so lange über Kopf und Ohren, bis die Schmerzen mich nöthigten, mich aufzuraffen. Noch ein anderes unerträgliches Leiden ersann mir sein bübischer Muthwille. Er band einige Händevoll spitziger Dornen in einen Bündel zusammen, und hing mir diesen unter den Schwanz, so daß, wie sich leicht denken läßt, die Stacheln mit jedem Schritte mich in das Hintertheil stachen und die Haut mir blutig ritzten. Ich konnte mich auf keine Weise dagegen sichern, da dieses verletzende Anhängsel zu gut an meinem Schweife befestigt war. Ging ich sachte, um das Anschlagen des freischwebenden Bündels weniger zu empfinden, so trieb mir der Prügel fast die Seele aus dem Leibe; wollte ich dem Prügel entlaufen, so waren die fatalen Dornen um so schärfer hinter mir her. Kurz, es war bei meinem Treiber ganz darauf abgesehen, wie er mich umbringen möchte.

31. Ein einzigesmal, da er mich auf alle Weise mißhandelte, riß mir die Geduld, und ich gab ihm einen derben Fußtritt; aber diesen Fußtritt vergaß er mir nicht wieder. Nach einiger Zeit sollte er einen gewaltigen Pack Werg nach einem benachbarten Maierhof transportiren: er zieht mich also aus dem Stalle, und schnallt mir den Pack fest auf den Leib, in der Absicht, mir damit einen heillosen Streich zu spielen. Wie ich mich eben in Bewegung setzen sollte, nimmt er heimlich ein brennendes Stück Holz vom Heerde und steckte es in einiger Entfernung von unserem Gehöfte in meinen

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1069. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1069.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)