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ein Fremder – das ist ja ein Ding, mit welchem man nicht viele Umstände macht.“

5. Nun hatte ich genug. Was ich also so lange suchte, war in meiner Wohnung. Ohne dieser Frau länger Gehör zu geben, verabschiedete ich mich und ging nach Hipparch’s Behausung. „Wohlan denn,“ sagte ich unter Weges zu mir selbst, „wenn du wirklich so begierig bist, ein Wunder zu sehen, so nimm dich zusammen und denke auf ein kluges Stückchen, zum Ziele zu gelangen. Versuche es – mache dich an die Magd, die Palästra: denn der Frau des guten Hauswirths mußt du hübsch vom Leibe bleiben. Aber dieser Palästra suche das Geheimniß abzuringen: es wird nicht fehlen, in ihren Armen wirst du hinter die Wahrheit kommen. Denn das Gesinde kennt immer das Gute und Böse seiner Herrschaft am besten.“ Unter solchen Selbstgesprächen kam ich nach Hause. Hipparch und seine Frau waren ausgegangen, aber Palästra war in der Küche mit Zubereitung der Abendmahlzeit beschäftigt.

6. Sogleich nahm ich davon Veranlassung, sie anzureden: „Wie reizend sich doch dein üppiger Wuchs bei’m Umrühren dieses Topfes ausnimmt, schöne Palästra! Wahrlich, meine Lenden gerathen in eine nicht minder lebhafte Bewegung. O Wer doch der Rührlöffel wäre!“ Das Mädchen, ein allerliebstes, gar muthwilliges Ding, versetzte: „Bleibe von meinem Topfe weg, Junge, wenn dir dein Leben lieb ist: er ist glühend heiß. Wenn du ihn anrührst, so wirst du dich verbrennen, daß dir kein Arzt und der Arzneigott selbst nicht wird helfen können. Nur ich, die dich verbrannt hat, wäre im Stande, dich zu kuriren; aber was das wunderbarste

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1049. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1049.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)