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26. Oben schon bemerkte ich, daß er seine Schlange, so oft man es begehrte, sehen ließ, wobei er jedoch nur den Schwanz und den übrigen Leib derselben zum Vorschein brachte, und den Kopf sorgfältig in seinem Busen verborgen hielt. Nun aber, um das Staunen des Volkes zu steigern, versprach er sogar, es dahin zu bringen, daß der Gott selbst reden, und ohne Propheten orakeln würde. Es war ihm ein Leichtes, zu dem Ende durch Zusammenfügung mehrerer Kranichgurgeln eine Röhre zu bilden, die er in dem bewußten menschenähnlichen Kopf anbrachte, und durch deren äußeres Ende ein (hinten versteckter) Gehülfe die Antworten hineinrief, so daß die Stimme aus dem leinenen Aesculap zu kommen schien. Dergleichen Orakel hießen die autophonischen [die selbstredenden], und wurden nicht Jedem ohne Unterschied, sondern blos Vornehmen und Reichen ertheilt, die sich mit ansehnlichen Geschenken einstellten.

27. So war z. B. das Orakel, welches Severianus[1] wegen seiner Unternehmung gegen (die Parther in) Armenien erhielt, ein autophonisches. Um ihn zu diesem Angriff aufzumuntern, drückte sich der Gott also aus:

Bändigen wirst du mit Waffengewalt Armener und Parther,
Drauf heimkehren nach Rom, zu des Tiberis glänzendem Strome,
Blitzende Strahlen um’s Haupt und die grünende Lorbeerkrone.

Der alberne Geck von Gallier glaubt Das, fällt in Armenien ein, und wird sammt seiner ganzen Armee von Othryades zusammengehauen.


Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 839. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0839.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)