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nicht gerade, als ob ein Mensch, der mit angesehen, wie ein Tempelräuber bei euch von dem Felsen herabgestürzt ward, statt die Größe des Verbrechens in Betrachtung zu ziehen, das der Frevler wagte, indem er nächtlicher Weile das Heiligthum betrat, die Weihgeschenke herabnahm, und an dem Bilde des Gottes selbst sich vergriff, statt Dessen euch unmenschlicher Barbarei beschuldigen wollte, weil ihr, die ihr doch Griechen seyd und euch gottgeweihte Leute nennt, fähig waret, einen Bürger Griechenlands so nahe an dem Tempel (denn dieser Felsen soll sich ja ganz nahe an eurer Stadt befinden) mit einer so gräßlichen Strafe zu belegen? Ich glaube, ihr würdet eine solche Aeußerung in eben dem Grade lächerlich finden, als jeder Andere die äußerste Strenge gegen einen solchen Verbrecher billigen würde.“

7. „Ueberhaupt pflegt das Volk in Republiken nicht zu untersuchen, ob der Mann, der sich an die Spitze seiner Angelegenheiten gestellt hat, gut oder schlimm ist, gerecht oder ungerecht regiert; es haßt ihn schon um des bloßen Namens der Alleinherrschaft willen. Ja, wenn er ein zweiter Aeacus, Minos oder Rhadamanth wäre, man würde nichts desto weniger ernstlich trachten, ihn aus dem Wege zu räumen, indem man nur immer die Beispiele von bösen Herrschern vor Augen hat, und den Guten, die man mit Jenen unter dem gemeinsamen Namen Tyrannen begreift, somit auch den Haß entgelten läßt, der Jenen gebührt. Ich weiß aber, daß es auch unter euch Griechen mehrere weise Alleinherrscher gegeben, die unter jenem gehässigen Namen sich als Männer von edlem und sanftem Charakter gezeigt haben, wie denn von Einigen Derselben gewisse kurze Denksprüche als heilige, dem

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 806. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0806.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)