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ganze Stärke seines rednerischen Talentes in das Licht zu stellen.

59. Lob und Tadel müssen mit vieler Mäßigung und Vorsicht, (letzterer) nie in verläumderischer Absicht, (beide) mit wenigen Worten und an der rechten Stelle ausgesprochen und jedenfalls mit Beweisen belegt werden: jedes andere Loben oder Tadeln würde sich schlecht für den Richterstuhl der Geschichte schicken; und was das Letztere betrifft, so müßte man sich dieselben Vorwürfe gefallen lassen, welche dem Theopomp gemacht wurden, weil er in seiner Geschichte eine gehässige Neigung zeigt, von den Meisten der handelnden Personen Nachtheiliges zu sagen, und sich ein eigentliches Geschäft daraus gemacht zu haben scheint, zu lästern, statt die Thatsachen zu berichten.

60. Trifft sich’s, daß etwas Mährchenhaftes zu erzählen ist, so hat der Historiker es zwar zu melden, soll sich aber gänzlich enthalten, dessen Wahrheit verbürgen zu wollen, sondern den Lesern überlassen, davon zu halten, was ihnen gut dünkt. Er selbst spielt das Sicherste, wenn er sich weder für, noch wider die Sache erklärt.

61. Ueberhaupt – ich wiederhole es abermals – vergiß nie, daß du nicht blos in der Absicht, von deinen Zeitgenossen gelobt und geehrt zu werden, sondern mit stetem Hinblick auf alle kommenden Geschlechter schreiben sollst; von diesen erwarte den Lohn für dein Werk, daß man einst von dir sage: das war nun doch ein Mann von freier Seele, und fern von allem kriechenden Sklavensinn, ein Mann, der sich nicht scheute, in allen Stücken die Wahrheit ohne Rückhalt zu sagen. Ein solches Zeugniß wird jeder Edeldenkende

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 682. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0682.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)