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spielt, und wie die edle Mannheit des Gottes zur weibischen Fratze verunstaltet ist.

11. Möglich, daß der Pöbel gerade einer solchen entstellten Geschichte seinen vollen Beifall gäbe: allein jene Wenigen, über deren Urtheil du dich hinwegsetztest, werden bei dem Anblicke deines ungereimten und übel zusammenstimmenden Machwerkes eine herzliche Lache aufschlagen. Denn jede Sache hat ihr eigenthümliches Schöne: wenn du nun einer Sache das nimmst, was an ihr schön ist, und auf eine andere überträgst, so wird das Schöne, eben durch den falschen Gebrauch, unschön. Nicht zu gedenken, daß Lobrednereien höchstens dem Gelobten angenehm, jedem Andern, aber nur widerlich seyn können; zumal wenn sie so unnatürlich und übertrieben sind, wie die in den meisten der neuesten Geschichtwerke, deren Verfasser bloß nach der Gunst ihrer gefeierten Helden haschen, aber in diesem Bemühen so weit gehen, daß am Ende ihr Loben als die platteste Schmeichelei zu Tage liegt. Diese Leute verstehen die Kunst nicht, das Verbindliche für die, welchen sie gefallen wollen, aus eine gute Art zu verschleiern; sondern sie fallen recht plump mit der Thüre in’s Haus, streuen ihren Weihrauch recht dick, und erlauben sich dabei solche Unwahrscheinlichkeiten, solche handgreifliche Lügen,

12. daß sie eben dadurch ihre Absicht nicht einmal erreichen, sondern als elende Schmeichler sich denjenigen gehässig und verächtlich machen, denen ihre Lobeserhebungen galten; was um so weniger ausbleiben kann, wenn die Letztern Männer von ehrenhafter Denkart sind. So hatte Aristobul in seiner Geschichte Alexanders des Großen einen (erdichteten)

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 645. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0645.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)