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und zweitens, was wir zu beobachten haben, so will auch ich zuerst von den Fehlern, vor welchen der Geschichtschreiber sich hüten, und den Mängeln sprechen, von welchen er sich rein erhalten soll; sodann zeigen, was er zu beobachten hat, um immer auf dem richtigen und geraden Wege zu bleiben, womit er anfangen, wie er die Gegenstände ordnen, und jedem Theile das rechte Maß anweisen, was er mit Stillschweigen übergehen, was nur leicht berühren, wobei er verweilen, und endlich, welche Art der Darstellung er wählen und wie er für die Harmonie der ganzen Composition sorgen soll. Doch hievon später. Zunächst rede ich also von den Mängeln, welche schlechten Geschichtschreibern anzuhängen pflegen. Mich hier über Fehler zu verbreiten, welche mißlungenen Produkten redender Kunst aller Art gemein sind, ich meine Fehler gegen die Sprache, gegen die Einheit des Ganzen, gegen das richtige Denken und andere dergleichen Gebrechen, die den ungebildeten Schriftsteller verrathen, würde zu weit führen, und ist überhaupt nicht dieses Ortes: denn solche Mängel können sich, wie gesagt, in allen Arten schriftlicher Ausarbeitungen finden.

7. Wie mannichfach aber in der Geschichtschreibung gesündigt wird, wirst du, mein Freund, bei genauerer Aufmerksamkeit eben so leicht entdecken, als ich, der ich bei öffentlichen Vorlesungen solcher Werke, ihre Fehler zu bemerken, oft genug Gelegenheit hatte; zumal wenn du allen diesen Historikern ohne Ausnahme dein Ohr leihen wolltest. Indessen werden, denke ich, einige Beispiele dieser Art aus bereits vorhandenen Werken solchen Schlags nicht am unrechten Orte seyn.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 640. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0640.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)