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hat. Sagen ja doch auch die Kinderwärterinnen, daß es gut sey, wenn die ganz kleinen Knaben schon in die Schule gehen; denn wenn sie auch noch nichts Gutes lernen können, so können sie doch wenigstens nichts Böses thun, so lange sie dort aufgehoben seyen. Ich glaube übrigens auch in allen übrigen Beziehungen meine Schuldigkeit gethan zu haben, und du kannst mit irgend einem Sachverständigen morgen in meine Schule kommen: da sollst du sehen, wie der junge Mensch schon Fragen macht, und Antworten giebt, und was er Alles gelernt und wie viele Bücher er schon gelesen hat, von den Axiomen, den Syllogismen, der Katalepsis, den Pflichten, und verschiedenen andern Gegenständen. Wenn er seine Mutter geschlagen und Mädchen verführt hat, was geht das mich an? Hat man mich denn zu seinem Hofmeister bestellt?“

82. So äußerte sich der alte Meister über die Philosophie. Vielleicht daß du derselben Meinung bist, Hermotimus, und sagst, es sey schon genug, wenn wir nur Philosophie treiben, um nichts Schlimmeres zu treiben. Aber, Freund, haben wir uns nicht anfangs ganz andere Hoffnungen von ihr gemacht? war es uns nicht darum zu thun, als würdigere und erhabenere Wesen unter den übrigen Sterblichen zu wandeln? – Wie? auch hierauf erhalte ich keine Antwort?

Hermotimus. O Lycinus, was soll ich dir sagen? Ich möchte weinen, so tief fühle ich mich von der Wahrheit alles dessen, was du sagtest, getroffen. Ach! ich Armer, wie viele schöne Zeit habe ich verloren, wie vieles Geld hingegeben,

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 595. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0595.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)