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dem Ziele zu, ehe wir noch den rechten Anfang gefunden haben. Vor allen Dingen, dächte ich, muß man darüber im Reinen seyn, ob das Wahre wirklich bekannt ist, und ob es sich überhaupt bei einem der Philosophen findet: hernach erst kann gesucht werden, welcher von diesen unser Vertrauen, als Inhaber des Wahren, verdient.

Hermotimus. Das heißt doch wohl so viel als: wenn wir auch alle Schulen durchwandert haben, würden wir am Ende doch nie dahin kommen, das Wahre zu finden; nicht wahr?

Lycinus. Ich verweise dich an deine eigene Vernunft, mein Freund: ich zweifle nicht, sie wird dir antworten, daß auf diesem Wege das Wahre nie wird gefunden werden können, so lange ungewiß bleibt, ob es sich auch wirklich unter den Systemen dieser Männer findet.

66. Hermotimus. Da haben wir’s: also ohne Aussicht es je zu finden, und verzichtend auf das Studium der Weisheit, sollen wir hinfort das Leben gemeiner Menschen führen. Das folgt ja klar aus deiner Behauptung: es ist gar nicht möglich zu philosophiren, die Weisheit ist ein für ein Menschenkind schlechthin unerreichbares Gut. Du verlangst, derjenige, welcher sich der Philosophie widmen will, soll sich erst die beste unter den Philosophien wählen. Die Wahl derselben aber, sagst du, kann so lange nicht zuverläßig seyn, als man nicht, durch sämmtliche Schulen wandernd, die wahrste sich ausgelesen. Hernach berechnest du die Zahl der Jahre, die auf jede derselben zu verwenden sey, und bringst eine so übermäßige Summe heraus, daß dieses Geschäft mehrere Menschenalter dauern müßte, und das Ziel jenseits der

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 578. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0578.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)