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7. „Wenn Jemand in einer Rede darthäte, Aeschines sey, nachdem er den Timarch gewisser Schändlichkeiten wegen öffentlich angeklagt hatte, späterhin selbst über Begebung ebenderselben Verbrechen betroffen worden, wie lächerlich, meinst du, würden es die Zuhörer finden, daß eben Der, welcher den Timarch wegen seiner Jugendsünden belangte, dieselben heillosen Streiche als ein alter Mann sich zu Schulden kommen ließ? Kurz und gut, du bist gerade wie jener Apotheker, der ein Mittel wider den Husten anpries, und versicherte, es helfe augenblicklich, aber, während er so sprach, vor lauter Husten Convulsionen bekam.“

8. Dieses, mein lieber Sabinus, und noch manches Andere dieser Art könnte etwa ein Ankläger, wie du, über einen so reichhaltigen Gegenstand wider mich vorbringen. Schon sinne ich hin und her, welchen Weg ich zu meiner Vertheidigung einschlagen soll. Freilich käme ich am kürzesten weg, wenn ich, anstatt mein Unrecht zu läugnen, recht demüthig meinen Rücken der Strafe darböte, und blos zu der Alltags-Entschuldigung meine Zuflucht nehmen wollte, das Geschick, das Verhängniß, mein Stern, hätte es so gefügt; da könnte ich denn von meinen Tadlern Nachsicht erbitten, da sie ja so gut wüßten, als ich, daß wir Sterbliche keines Dinges Herren, sondern in Allem der Willkühr eines mächtigern Wesens, des Geschickes, oder wie man’s heißen mag, unterworfen, also an Allem, was wir reden und thun, weil wir keinen freien Willen haben, unschuldig sind. Aber eine solche Ausrede wäre wohl zu gemein und abgedroschen; und auch du würdest, bei aller Freundschaft, es unerträglich finden,

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 490. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0490.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)