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6. Eben so, werden sie sagen, hast du (der doch sonst nicht etwa blos Darsteller, sondern sogar Dichter eines schönen Stücks war, und Andern so weise Lehren zu geben wußte) an einer Feige, die man dir zeigte, dich verrathen, daß du Nichts weiter als ein Affe bist, daß deine Weisheit blos auf der Zunge sitzt, und

daß du ein Andres im Herzen verbirgst, und ein Anderes redest.[1]

Und nicht mit Unrecht hieße es, all das Schöne, das du sagtest, und wofür du so gerne dich loben hörtest, hätte nur die Lippen dir genetzt, und den Gaumen dir trocken gelassen.“[2]

„So folgte dir denn die Strafe auf dem Fuße nach dafür, daß du armen Gesellen, die jenen Schritt in der Noth thaten, so übermüthig und unbarmherzig mitspieltest. Darum mußtest du bald darauf deine eigene Freiheit recht förmlich, fast wie mittelst öffentlichen Ausrufs, abschwören. Ist es doch, als ob Adrastéa damals, als du so lauten Beifall wegen deiner Schmähungen gegen Andere erntetest, lachend hinter deinem Rücken gestanden, und, als Göttin in die Zukunft schauend, dich in deiner jetzigen so verwandelten Lage erblickt hätte; denn weil du, ohne dich der Unbeständigkeit der menschlichen Dinge zu erinnern, über Leute loszogest, die von mancherlei ungünstigen Umständen genöthigt worden waren, zu einer solchen Dienstbarkeit sich zu bequemen, so ward es über dich verhängt, dasselbe Schicksal zu haben.“


  1. Nach Hom. Il. IX, 313.
  2. Anspielung auf ebend. XXII, 495.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 489. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0489.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)