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in aller Früh, sobald das Zeichen[1] gegeben wird, aufzuspringen, des angenehmsten Traumes dich zu entschlagen, und, ohne dir auch nur Zeit zum Waschen zu nehmen, Treppe auf und ab zu rennen? Sind denn die Feigbohnen so rar geworden und der gemeine Ackerkohl, und ist das frische reine Quellwasser ausgegangen, daß du in der Noth zu einem solchen Mittel, dich fortzubringen, greifen mußtest? Oder ist es nicht vielmehr handgreiflich, daß es dir nicht um Wasser und Feigbohnen, sondern um köstliche Gerichte, und leckeres Backwerk und duftende Weine zu thun ist? Da geschieht es dir denn vollkommen recht, wenn dir der Angelhaken, wie einem gefräßigen Hecht, den lüsternen Rachen zerrissen hat. Dieser Leckerhaftigkeit folgt die Strafe auf dem Fuße nach: denn nun dienst du, wie ein Affe mit einem Halsband um den Nacken, den Leuten zum Gelächter. Du selbst zwar meinst es gut zu haben, weil es Feigen genug zum Naschen gibt; aber Freiheit und edles Selbstgefühl und das Andenken an deine ante Herkunft und deine ehemaligen Freunde und Verwandte ist dahin: und dieser Dinge wird hinfort nicht mehr gedacht.

25. Uebrigens könnte man sich noch zufrieden geben, wenn mit dieser Lage bloß die Unehre verbunden wäre, für einen Sclaven angesehen zu werden: allein auch die Dienste, die man dir zu thun auferlegt, sind die des gemeinsten Knechtes. Oder sieh’ einmal, ob Das, was dir zu besorgen zugemuthet wird, um ein Haar besser ist als die Verrichtungen


  1. Mit einer Art thönerner Glocke, als Signal für die Domestiken.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 465. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0465.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)