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verkaufen? Eines Ausrufers bedurfte Der freilich nicht, welcher sich selbst ausgeboten, und so lange schon um einen Herrn geworben hat.

24. Wie? Ehrvergessener (möchte ich alsdann sagen, um so mehr, da du ein Philosoph seyn willst), wenn du an Bord eines Schiffes in Feindes Hand gerathen oder von einem Seeräuber gefangen und verkauft würdest, wie würdest du jammern und über das Unrecht klagen, das dir widerführe? Oder wenn Einer dich ergreifen, und unter dem Vorgeben, du wärest sein Sclave, von dannen führen wollte, wie würdest du in Harnisch gerathen, wie würdest du über Gewalt schreien, mit wie lauter Stimme Himmel und Erde zu Zeugen, und die Gesetze zur Rache aufrufen! Und du selbst in einem Alter, in welchem der geborne Sclave anfängt, um seine Freilassung sich zu bemühen, hast dich sammt deiner Tugendwissenschaft und Weisheit um ein Paar Obolen verhandelt? So wenig also achtest du der Lehren des herrlichen Plato, des Chrysipp und Aristoteles, die stets dem edlen Freisinn das Wort gesprochen, die Verwerflichkeit der knechtischen Denkart gezeigt haben? Du schämst dich nicht, in den Reihen der Schmeichler, Tagdiebe und Schmarotzer zu erscheinen, in deinem Griechischen Philosophenmantel mitten unter dem Römer-Schwarme seltsam abzustechen, ein klägliches Latein zu radebrechen, und an lärmenden Tafeln mit einer Menge von Leuten zu speisen, die zum größten Theile hergelaufenes Gesindel und schlechte Bursche sind? Ist dir’s nicht eine Last, bei solchen Gelagen den Leuten schöne Worte sagen, und über die Gebühr trinken zu müssen, des Morgens aber,

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 464. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0464.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)