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wie es in meinem Hause zugeht, und wie bei uns, mit Verbannung alles eitlen Pompes, durchaus auf einem einfachen, bürgerlichen Fuße gelebt wird. Sey hinfort überzeugt, daß Alles zwischen uns gemeinschaftlich ist, und benehme dich dieser Ueberzeugung gemäß. Denn es wäre doch wohl lächerlich, wenn ich den Mann, dem ich mein Wesentlichstes, meine Seele, und wahrhaftig auch meine Kinder (falls er welche hat, die des Unterrichts bedürfen) anvertraue, nicht auch eben so gut wie mich selbst für den Herrn aller meiner übrigen Güter halten wollte. Indessen muß doch etwas Bestimmtes zwischen uns ausgemacht werden; wiewohl ich sehe, wie sehr Bescheidenheit und Genügsamkeit deinen Charakter auszeichnet, und wiewohl ich recht gut weiß, daß du nicht in Hoffnung auf Geldgewinn, sondern aus reinem Verlangen nach meinem Wohlwollen und angezogen von der Hochachtung, die dir hier von Allen zu Theil wird, in unser Haus gekommen bist – gleichwohl soll etwas Bestimmtes ausgemacht werden. Sage nun selbst, was du verlangst; vergiß aber dabei nicht, mein Bester, die Geschenke in Anschlag zu bringen, mit welchen ich das ganze Jahr hindurch an jedem festlichen Tage, wie sich von selbst versteht, mich einstellen werde. Ich werde es an diesem Punkte durchaus nie fehlen lassen, wenn wir auch vor der Hand Nichts über denselben festsetzen. Du weißt aber selbst, wie viele dieser Gelegenheiten im Laufe eines Jahres eintreten. In Hinsicht auf diesen Umstand also wirst du deine Anforderung, wie ich denke, um so mäßiger einrichten, zumal da es euch gelehrten Herren ohnehin wohl ansteht, über Geldrücksichten erhaben zu seyn.“

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 459. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0459.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)