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allzu stark und nöthigend seyn können. Auf diese Art würde ihnen schon der erste Vertheidigungsgrund ihrer freiwilligen Knechtschaft vorweg abgeschnitten. Wirklich schützen die Meisten von ihnen ihre Armuth und die Verlegenheit vor, in der sie waren, sich auch nur die nothwendigsten Bedürfnisse zu verschaffen, und glauben damit ihren Schritt hinlänglich beschönigt zu haben. Sie meinen, es wäre genug, wenn sie sagten, sie hätten nur dem ärgsten menschlichen Uebel, der Armuth, entgehen wollen, und das wäre ihnen doch wohl nicht zu verargen. Da sind sie gleich mit jenem alten Weidspruch des Theognis bei der Hand:

Null ist jeglicher Mann, der schmachtet in Fesseln der Armuth.[1]

und was Alles die niedrig Denkenden unter den Dichtern der Armuth Schreckliches nachgesagt haben. Fände ich nun, daß sie durch ihre eingegangenen Verbindungen ihrer Armuth in Wahrheit abgeholfen hätten, so wollte ich es rücksichtlich des Punktes, daß sie dabei nicht eben sehr unabhängig sind, so genau nicht nehmen. Nun aber ist Das, was sie erhalten (um mich eines Gleichnisses des großen Redners[2] zu bedienen), der Nahrung ähnlich, welche die Aerzte den Kranken zumessen, und welche ihnen weder Kräfte gibt, noch sie sterben läßt: es liegt also wohl am Tage, daß sie sich auch in dieser Beziehung schlecht berathen haben, da ihr Loos in der Hauptsache dasselbe geblieben ist. Sie sind arm nach wie


  1. Frei nach Theogn. v. 179. f.
  2. Des Demosthenes, am Schlusse der dritten olynthischen Rede, S. 35. Ausg. v. Bekker.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 444. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0444.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)