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freuen, wenn er wüßte, daß ihm nach sieben Jahren das Kind schon wieder sterben soll? Der Grund seiner Freude ist der, daß er nur auf jenen glücklichen Vater sieht, dessen Sohn als Ringer in Olympia den Preis davon getragen, daß er hingegen den Nachbar, der eben sein Knäbchen zu Grabe trägt, nicht bemerkt, und nicht weiß, an welch kurzem Fädchen das Leben des seinigen hängt. Und wie Viele siehst du hier, die wegen der Grenzen ihrer Besitzungen im Streite liegen, oder solche, die Gold und Silber zusammenhäufen: ehe sie anfangen, ihre Güter zu genießen, erscheinen jene Boten des Todes, und rufen sie ab.

18. Charon. Ich sehe das Alles, und denke eben darüber nach, worin denn eigentlich das Angenehme, das dieses Leben für sie hat, bestehe, und was denn das seyn könne, dessen Verlust sie so unglücklich macht. Betrachten wir ihre Könige, welche für die Glücklichsten unter ihnen gelten, so ist, abgesehen von dem Unbeständigen und Zweideutigen des Glücks überhaupt, des Lästigen weit mehr, als des Angenehmen ihnen zu Theil geworden; denn Furcht, Haß, Zorn, Leidenschaften aller Art, geheime Nachstellungen, Schmeichelei und andere Uebel sind im steten Gefolge aller Fürsten. Ich übergehe hier den Schmerz über Trauerfälle, übergehe so mancherlei andere Leiden des Körpers und der Seele, welche ihre Macht über sie so gut, als über andere Sterbliche ausüben. Ist aber das Loos der Könige so traurig, so läßt sich leicht entnehmen, wie die Geringen daran seyn werden.

19. Ich will dir sagen, Merkur, mit was ich das Menschenleben vergleiche. Du sahest wohl schon oft die Blasen,

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0324.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)