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faßte er, den Blick auf das Bild gerichtet, mit der Linken ihr Haar, griff mit der Rechten nach seinem krummen Säbel und hieb ihr den Kopf ab. Ehe noch ihre Schwestern erwachten, war er schon davon geflogen.

3. Wie er aber hieher an die Aethiopische Küste kam und schon nahe an der Erde flog, sah er die Andromeda an einen in’s Meer vorragenden Fels angeschmiedet daliegen, und, ihr Götter, wie reizend! mit aufgelösten Locken, nackt bis unter den Gürtel. Anfänglich fühlte er blos Mitleid mit ihrem Schicksal und fragte sie nach der Ursache ihrer Verurtheilung; allmählich aber bemächtigte sich seiner die Liebe zu ihr, und er beschloß – da nun einmal das Mädchen gerettet werden sollte – ihre Befreiung. Als daher das gräßliche Ungethüm herankam, um die Andromeda zu verschlingen, hielt sich der Jüngling schwebend über ihm, und zerhieb es mit dem Säbel in der einen Hand, während er es mit dem vorgehaltenen Gorgohaupt in der andern in Stein verwandelte. So starb das Thier und erstarrte zu Stein, so weit es der Medusa ausgesetzt gewesen war. Perseus aber löste die Bande der Jungfrau, und reichte ihr die Hand, wie sie auf den Spitzen der Füße ängstlich von dem steilen und glatten Fels herabstieg. Nun feiert er sein Hochzeitfest in des Cepheus Hause, von wo er seine junge Gattin nach Argos führen wird. Auf diese Art ward der Andromeda, statt des Todes, ein Bräutigam zu Theil, wie man ihn nicht alle Tage findet.

4. Iphianassa. Ich wenigstens bin gar nicht unzufrieden, daß es so gieng: denn womit hat uns die Tochter beleidigt, wenn auch ihre Mutter einmal vermessen genug war, schöner als wir seyn zu wollen?

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0204.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)