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Dorn und Hecken an Wunderschönchens Hof hin, fiel vor ihr nieder, betete sie an und sprach: „nimm mich! nimm mich, oder ich sterbe!“

Die Könige und Prinzen waren zu Tausenden angekommen, und gaben der Prinzeßin zu Ehren Feste, die viele Millionen kosteten; sie ließen so viel aufstreichen und geigen und pfeiffen, blasen und trompeten, daß zuletzt nicht mehr so viel Instrumente geliefert werden konnten, als verlangt wurden; sie ließen auch zum Lobe der Wunderschönheit so viele Gedichte machen, daß man von den Klingreimen allein zwei Winter hindurch die Feurung am Hofe und in der Stadt bestreiten konnte.

Die Prinzeßin ließ das Alles geschehen, aber sie wurde so wenig davon bewegt, daß sie nur ihren Hohn darüber hatte. Wenn die Liebhaber murren wollten, wies sie ihnen höflich die Wege und sagte: „Ihr könnt Euch ja fortscheeren;“ und wenn dieselben vor Herzeleid weinten, so lachte sie die Heulpeter hell aus.

Die Mutter that ihr die sanftesten Vorstellungen und wies sie darauf hin, wie jung, wie schön, wie vornehm, wie mächtig, wie reich ihre Freier wären, aber damit richtete sie nichts aus. Sie wußte nicht mehr, was sie thun sollte, um den Stolz und den Eigensinn des Töchterleins zu brechen, und wollte daher eine Fee zu Rathe ziehen, welche in der Weisheit sehr gewaltig und berühmt war und die Fee der Einöde hieß. Aber sie behielt ihre Weisheit gern für sich selbst, und ließ sich daher rund um von Löwen bewachen. Wer nun nicht wußte, wie man mit den Löwen auskam, der konnte nimmermehr zur Höhle der Fee gelangen. Zum Glück aber wußte es die Königin.

Sie backte Kuchen von feinstem Waitzen- und Hirsenmehl, that gestoßenen Kandiszucker dazu, und Fett von Schildkröteneiern.