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und konnte sie Niemand trösten. Sie konnte nicht mehr weinen, sie rang nur die Hände und seufzte und sahe Jeglichen mit stieren Augen an.

Da konnte Brunnenstark nicht länger die Quaal der Armen mehr ansehen, und machte sich heimlich eines Tags mit seinen Thieren davon, und schweifte in den Wäldern umher, und hätte so gern sein Herzeleid vergeßen, aber das ging nicht.

Eines Tags hatte er sich tief in einem Walde verirrt, denn eine weiße Hindin hatte ihn dahin und dorthin geführt, und er hatte sie nicht können erholen, und mußte die Nacht auf einem grünen Platze zubringen. Er sandte seine Thiere aus, sich Futter zu suchen, und ihm auch Etwas Nahrung mitzubringen. Derweil besahe er sich den Platz, sahe vier glatte schwarze Steine und einen Waidmanns Bratspieß, wie sein Pflegvater ihn und den Bruder zu machen gelehrt hatte, und steckte noch ein Hase am Spieß, gebleicht von Sonne und Luft und Regen.

Er machte sich ein Feuer an, und als ihm der Löwe einen Hasen mitbrachte, richtete er denselben zu und steckte ihn an den Spieß, den er fleißig umdrehte.

Und als die Thiere sich um ihn her gelagert hatten, das Feuer hoch aufflackerte und der Hase recht bratete, kam die alte Frau wieder, die zu dem Bruder gekommen war, und klagte wieder: „Ach, wie michs friert! Wie michs friert!“ Denn Klagen und Großprahlen haben Viele gelernt, die die Leute betrügen wollen. Es ging Alles so, wie es bei Brunnenhold war gegangen, und sie wollte nur ein wenig, ein ganz klein wenig die Thiere mit ihrem Gertlein berühren. Und als ihr Brunnenstark sagte, er laße seine Thiere nicht einmal scheel ansehen, noch weniger aber berühren, wollte sie es doch thun. Da sprang Brunnenstark auf, schleppte sie zum Feuer,