– Denn schauen wir hinein – In ihre Aeugelein, – Dann klopft das Herzchen klein — In seinem Schrein. – Schießt gar Gott Amor drein – Und trifft ein Herzelein, – Da giebt’s, was kann da sein, – Gar oft ein Brändchen fein; – Es krankt das Herzelein, – Bis „Sie“ sagt: „Ich bin Dein!“ – „Er“, zu dem Mägdelein: – „Und Du bist mein!“ – Drum frisch, Kam’raden, groß und klein, – Schenkt ein, es gilt den Damen fein, – Den Frauen all, den Mägdelein, – Soll unser Hoch gebracht hier sein, – Ob’s Kaffee nun, ob Wein vom Rhein, – Getrunken soll er sein allein – Auf’s Wohl der Frau’n und Mägdelein – Und ihrer Aeugelein.
1. Das schönste Leben, das man kennt, so frei und ungebunden, – Daß keiner mir ein bess’res nennt, das habe ich gefunden – In dem gepries’nen Radfahrsport auf meinem schnellen Rosse; – Es ist, o glaubet meinem Wort, mein treuester Genosse.
2. Wenn mich zu Hause Kummer drückt und Langeweile plaget, – Wenn mir die Arbeit nicht mehr glückt und nichts mir recht behaget, – Dann sattle ich mein blankes Roß, besteig’ es frohen Muthes, – Gleich bin ich alle Plage los, denk’ Frohes nur und Gutes.
3. Gar bald liegt hinter mir die Stadt mit ihren dumpfen Mauern, – Die Luft ist rein, die Bahn ist glatt, wer wagt da noch zu trauern? – In’s Herz zieht Lust und Frohsinn ein, der Blick ist klar und heiter; – Ein Lied stellt sich bei Zeiten ein beim flotten Stahlroßreiter.
4. Vor einem Wirthshaus an dem Wald, weit ab vom Stadtgetriebe, – Da mache ich ein Weilchen Halt, fast spür’ ich was wie Liebe. – Des Hauses holdes Töchterlein kommt freudig mir entgegen, – Sie trinkt mit mir von einem Wein und ich hab’ nichts dagegen.
5. Zu schnell die Trennungsstunde kam, doch endlich mußt’ ich scheiden. – Mit einem Kuß ich Abschied nahm, sie mocht es gerne leiden. – Der Mond allein hat es geseh’n, nickt lächelnd zu dem Pärchen. – Er denkt vergnügt: es wird schon geh’n, doch wartet noch ein Jährchen.
6. Glückselig, fahr ich dann zurück, wie ward mir froh zu Muthe! – Im Herzen fühlt’ ich fernes Glück, Gott schütze sie, die Gute. – Die Trennung dauert ja nicht lang, bald werd' ich wieder kommen. – Dem schnellen Rade weiß ich's Dank, daß ich die Braut gewonnen.
Diverse: Liederbuch des Gau 19 Rostock des Deutschen Radfahrer-Bundes. Adler’s Erben, Rostock 1900, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liederbuch_des_Gau_19_Rostock_des_Deutschen_Radfahrer-Bundes_1900.pdf/35&oldid=- (Version vom 4.8.2020)