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Walther Kabel: Licht und Laune (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 12)

Licht und Laune. – Das junge Doktorspaar war bald in der ganzen Stadt als ein selten gastfreies und liebenswürdiges Ehepaar bekannt. Sie lebten in guten Verhältnissen, die Praxis des strebsamen und klugen Arztes nahm von Tag zu Tag zu, und doch dachte die Frau Doktor stets mit leisem Grauen an ihre Gesellschaften. Sie wußte es eben nur zu gut, daß ihr die Abendfestlichkeiten in ihrem geschmackvollen Heim eigentlich nichts als Widerwärtigkeiten eintrugen. Vergeblich hatte sie sich schon häufig ihr hübsches Köpfchen darüber zermartert, weshalb bei ihr die Gäste beim besten Willen nicht in die rechte, fröhliche Stimmung zu bringen waren und stets etwas wie eine Gewitterstimmung über den Anwesenden lagerte, die sich ganz besonders unbehaglich zu fühlen schienen, solange man bei der Tafel saß.

Eines Nachmittags erschien die Frau Amtsrichter bei der Frau Doktor zu einem Plauderstündchen, und der vertraute letztere ihr Leid an.

„Sehen Sie, meine Liebe – ich begreife nicht, woran es nur liegen mag, daß es bei uns nie wirklich gemütlich wird. Meine Köchin leistet doch anerkanntermaßen recht Gutes, die besten Weine kommen auf den Tisch, und es fehlt weder an ausgesuchtem

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Walther Kabel: Licht und Laune (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 12). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1915, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Licht_und_Laune.pdf/2&oldid=- (Version vom 1.8.2018)