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Das Äußerste, was ich jemals an Perversität gehört habe, hat mir meine Freundin Grete Walfisch erzählt. Die hat in ihrer Jugend einen alten Hofhund abgerichtet: wenn der einem Menschen schmeicheln sollte, dann mußte er knurren.

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Die Balten sind die Apotheker Europas – sie haben durchweg einen Sparren. In Ascona wohnte einer, der hatte nie eine Uhr im Haus. In einem Dörfchen, vier Kilometer davon, war eine Turmuhr, die konnte man mit bloßem Auge kaum erkennen. Da kaufte sich der Balte für teures Geld ein Fernrohr und las die Zeit ab.

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Der dicke Assistenzarzt sagte zu mir: „Es ist doch ein großer Vorteil für mich, fünf Sprachen zu sprechen. Damit kann man überall Hotelportier werden.“

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Da wurde ein dicker Curé aus der Bretagne jüngst von einem seiner Beichtkinder vor einem recht zugänglichen Hause mit einer großen Hausnummer betroffen. „Aber Herr Curé,“ sagte der Gläubige, „Sie gehen in solche Häuser –?“ „Wie können Sie so etwas von mir denken!“ erwiderte der fromme Mann. „Ich habe da nur meinen Regenschirm vergessen.“

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Der schwedische Zeichner Albert Engström hat von einer seiner Figuren gesagt: Er schielte so, daß er Mittwochs beide Sonntage zu gleicher Zeit sah.

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Wenn die Maschinen, die die Menschen so im Lauf der Zeit erfunden haben, nun auch noch funktionierten: was wäre das für ein angenehmes Leben –!

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Empfohlene Zitierweise:
Kurt Tucholsky: Lerne lachen ohne zu weinen. Ernst Rowohlt, Berlin 1932, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lerne_lachen_ohne_zu_weinen_359.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)