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wogegen wir gewarnt werden, würklich als bös erkennen.

Man nehme nun aber einen jungen Menschen, wie er gewöhnlich ist, wenn er an solche Oerter hingeschickt wird. Sein Alter jugendlich und rasch, sein Körper voll Kraft und Gesundheit; seine Leidenschaften heftig; seine Erfahrung und Weltkenntniß eingeschränkt; seine Moral aus Kompendien erlernt; seine ganze Erziehung vielleicht ein Werk schulgerechter Kunst, aber ohne Rücksicht auf die Welt, in die er nun hineintritt; überall neue Gegenstände und neue Eindrücke; seine allgemeinen Verhaltungsregeln sollten auf alles passen und paßen auf nichts. Ist es Wunder, daß er wankt, ausgleitet und fällt, und hat man ein Recht, ihn ungehorsam und ungerathen zu schelten? Ja, so muß aber keine Erziehung seyn. Freilich nicht; sie ist aber doch oft so und wird noch lange so bleiben, und ehe sie im Ganzen besser wird, muß noch sehr daran gearbeitet werden, viele Eltern aufgeklärter zu machen, zugleich aber auch, dünkt mich, dahin gesehen werden, daß die Gelegenheiten zur Verführung der Jugend so selten, als möglich gemacht werden. Bei der besten Erziehung wird immer der Jüngling ein Jüngling bleiben,

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Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_203.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)