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Leute, hatten nie etwas über Erziehung gelesen und glaubten überall nicht, daß Erziehung eine Kunst sey. Sie gaben ihren Kindern wenig Theorien, aber ihr Beispiel war so musterhaft und die Gesellschafter ihres Hauses so wol gewählt, daß dies allein hinreichte, ihren Kindern eine gute Bildung zu geben. Drei Töchter aus dieser Familie sind Mütter geworden. Das Urbild, dem sie in der Erziehung folgen, ist ihre verstorbene unvergeßliche Mutter. Das Andenken an diese Familie ist für mich mit einer süßen Empfindung begleitet.

Für den beobachtenden Jugendfreund ist es eine traurige Bemerkung, daß es bei allen Vorschlägen, die zu einer verbesserten Erziehung gemacht worden sind, doch so wenige Eltern giebt, die das sind, was sie seyn sollen. Sie kaufen Erziehungsbücher, lesen Erziehungsschriften, sprechen über neueste Erziehungsmaximen, üben auch hie und da im Einzelnen einige aus; aber sie sind nicht aufmerksam genug auf mache Umstände, die inzwischen vorkommen und alles wieder vereiteln. Es scheint fast, daß viele glauben, Erziehung sey eine Sache, mit der man sich Stundenweis abgeben, von der man anfangen und abbrechen könne, wenn man wolle. Ich weiß es

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Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_077.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)