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Man halte sie nicht immer in warmen Zimmern und bewahre sie nicht vor der Kälte, als vor einem Uebel.

Warme Getränke und fette gewürzte Speisen müssen ihnen nicht gegeben, noch weniger mit sichtbarer Theilnehmung und unter liebkosenden Ausdrücken aufgedrungen werden, wie man oft an Müttern sieht. Würde man immer nur die Zeit abwarten; da die Natur zum Essen und Trinken einladet, so brauchte man nicht den Kindern dies und jenes absichtlich vorzuenthalten. Ihre Wahl fällt alsdann gewiß auf das einfachste oder was gerade da ist, und der Gaumen wird nicht lange zu Rathe gezogen. Ein Kind muß schon sehr verdorben seyn, daß unter den Umständen eine Tasse Kaffe einem reinen Trunk Wasser und eine Pastete einem Butterbrod vorzieht.

Man befriedige indeß doch nicht immer gleich auch ihre einfachsten Wünsche. Man lehre sie Hunger, Durst, Müdigkeit in gewißen Fällen gern ertragen. Es ist keine Härte, denn man übt sie in der Selbstbeherrschung, die uns in jeder Lage des Lebens so nothwendig ist.

Auch gegen andere Arten von körperlichen Schmerz sey man nicht übertrieben empfindlich.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_074.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)