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Achtzehntes Kapitel


Madame Thomas und ihre Töchter


Während Dufailli die Szene mit dem Werber schilderte, hatte er fast bei jedem Worte getrunken. Er war der Ansicht, daß die Worte besser vom Munde gingen, wenn sie angefeuchtet waren; zwar konnte man sie auch mit Wasser begießen, aber vor dem Wasser hatte er eine heilige Scheu, seitdem er, wie er erzählte, ins Meer gefallen war: und dies geschah im Jahre 1779. Halb sprechend, halb trinkend wurde er schließlich ganz unmerklich wacklig. Schließlich kam ein Moment, wo seine Zunge unglaublich schwer wurde. Der Quartiermeister und der Sergeantmajor meinten nun, es sei an der Zeit, aufzubrechen.

Ich war mit Dufailli allein; er schlief ein. Über den Tisch gebeugt schnarchte er, während ich meinen Gedanken nachhing. Drei Stunden waren vorbei, und er schlief immer noch. Als er endlich erwachte, war er ganz erstaunt, jemanden an seiner Seite zu finden; zuerst sah er mich wie durch einen dicken Nebel an, allmählich zerstreute sich der Nebel, und er erkannte mich; aber das war auch alles. Taumelnd stand er auf, ließ sich einen Napf schwarzen Kaffee holen, stürzte ein Fäßchen Salz hinein und begann die Flüssigkeit in kleinen Schlucken zu trinken. Dann hängte er sich in meinen Arm und zog mich zur Tür hinaus.

Dufailli hatte mir einen guten Rat versprochen, aber er war kaum imstande, ihn mir zu geben. Ich wünschte nichts sehnsüchtiger, als daß er seine Sinne wiedergewinne; unglücklicherweise hatte die frische Luft und die Bewegung auf ihn eine gerade entgegengesetzte

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_237.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)