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in der idealen Ergänzung der agrarischen ungarischen Reichshälfte mit der industriellen österreichischen, in der Mannigfaltigkeit seiner gewerblichen Produktion, welche die meisten Zweige der Fein- wie der Schwerindustrie umfaßt, und in der Bodenständigkeit dieser Industrie, die mit Ausnahme der tropischen fast sämtliche Rohstoffe im Lande selbst vorfindet. Im Kriege haben die produktiven Kräfte des Reiches einen glänzenden Beweis ihrer Leistungsfähigkeit erbracht: man hat wenig von ausländischen Kriegslieferungen nach Oesterreich, wenig von österreichischen Kriegsanleihen im Auslande gehört, was aus Deutschland bezogen wurde, konnte zu einem großen Teile durch Gegenlieferungen nach Deutschland wieder ausgeglichen werden, ihren Kriegsbedarf hat die Donaumonarchie, wenn auch mit Schwierigkeiten, wenn auch mit harten Opfern und selbst Entbehrungen (es ist Krieg!), im Wesentlichen durch eigene Produktivkräfte im Inland decken können. Und dennoch: Die Gestaltung der österreichisch-ungarischen Kriegsfinanzen entspricht nicht diesen wirtschaftlichen Leistungsmöglichkeiten des Landes, ein Widerspruch, der uns in der Geschichte nicht selten entgegentritt. Frankreichs Finanzen in den letzten Jahrzehnten der Regierung Ludwig XIV. sind erheblich besser, als es der Wirtschaftslage des Landes entspräche, der Staat gedeiht auf Kosten der Wirtschaft. Umgekehrt sind die holländischen Finanzen im ausgehenden 17. und in den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts schlechter als es der

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Julius Landmann: Die Kriegsfinanzen der Großmächte. Buchdruckerei zum Basler Berichtshaus, Basel 1915, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LandmannKriegsfinanzen.pdf/32&oldid=- (Version vom 1.8.2018)