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Dieses hottentottische Volksmärchen ist augenscheinlich aus zwei äsopischen Fabeln zusammengesetzt. Aber durch welches Wunder sind die Hottentotten zu diesen geschriebenen Erzählungen gekommen? Hier kann natürlich keine andere Erklärung in Frage kommen, als die, dass ein Kulturvolk auf mündlichem Wege sie ihnen übermittelt hat. Und das Kulturvolk, welches die Hottentotten am besten gekannt haben und das sie auch in ihren Märchen, wie wir weiter unten sehen werden, ausdrücklich erwähnen, sind die seit langer Zeit in Südafrika ansässigen holländischen Kolonisten.

Abgesehen von dieser Vereinigung zweier Erzählungen, steht die hottentottische Variante von allen volkstümlichen Varianten unbedingt der gemeinsamen Quelle am nächsten. Der Gang der Handlung ist fast ganz derselbe geblieben, nur in Bezug auf die handelnden Personen sind Aenderungen eingetreten, aber gerade diese sind besonders bemerkenswert. Die Vertauschung des Fuchses mit dem Schakal und des Wolfes mit der Hyäne gründet sich auf die ursprünglichen afrikanischen Tiermärchen. In diesen erscheinen nämlich als treue Genossen des Löwen der Schakal (Fuchs), der Pavian[1] und die weisse Krähe[2], weniger nahe steht ihm die Hyäne[3]; als Ueberwinder des Löwen tritt der Eber[4] auf und das Tier, welches ihm bloss Schrecken einjagt, ist der Esel[5]. Der Schakal (Fuchs) findet sich ausserdem auch in der Gesellschaft des Hornraben[6] des Adlers und des Geiers[7], sowie noch als Begleiter des Elephanten[8], der ihm in einigen Varianten sogar zum Frasse dienen muss. Anstatt des Schakals kommt auch das Wiesel[9] oder der Hase[10] vor, und ein Verwandter des letzteren Tieres, das Kaninchen[11], erscheint als die eigentliche Hauptperson in den entsprechenden Märchen der amerikanischen Neger. Im Hinblick darauf,


    entstanden; die zweite Hälfte der indischen Form ist durch volkstümliche Varianten als eine indisch-afrikanische gebürgt (Steel & Temple S. 246; Frere, No. XXIV. S. 283; Marno, No. 8, S. 286; Harris, 1883, No. XI. S. 57).

  1. Reinisch, I. No. III. 1; vgl. 8–10, 16.
  2. Bleek, No. I. 22.
  3. Reinisch, I. No. III. 1; vgl. 3, 6 und Marno, No. 7.
  4. Reinisch, I. No. III. 1, 3; vgl. 10.
  5. Ebendas. No. III. 1.
  6. Ebendas. No. III. 12, 14.
  7. Ebendas. No. III. 11.
  8. Ebendas. No. III. 4–7, 11; vgl. Marno, No. 5.
  9. Bleek, No. II. 7–9.
  10. Ebendas. No. I. 43; Heidelb. Jbr 1867, S. 407; Kolmatschevski, S. 68; Theal, S. 179.
  11. Harris, 1883, S. X–XVI und 1884, S. 5–15.
Empfohlene Zitierweise:
Kaarle Krohn: Bär (Wolf) und Fuchs. Suomalaisen Kurjallisuuden Seuran Kirjapainossa, Helsingissä 1889, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Krohn_B%C3%A4r_(Wolf)_und_Fuchs.djvu/25&oldid=- (Version vom 1.8.2018)