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Darstellung die liebenswürdigste Bescheidenheit sowie die mildeste, den Gegner stets hochstellende Polemik hervortreten sehen.

Coppernicus selbst hatte dabei das volle Gefühl von der Bedeutung des Werkes, an dessen Vorbereitung er ganze 30 Jahre gearbeitet hat. Den meisten unserer Leser ist gewiss ein kleiner Aufsatz zu Gesicht gekommen, der in einer Handschrift vom Ende des sechzehnten Jahrhunderts in der Wiener Bibliothek sich erhalten hat, und den Herr Max. Curtze vor wenigen Monaten in dem Hefte I der Mittheilungen des Coppernicus-Vereins für Wissenschaft und Kunst zu Thorn zum Drucke beförderte. Diese Selbstanzeige, wie der Herausgeber mit Recht das eigenartige Schriftstück nennt, lässt keinen Zweifel darüber, dass Coppernicus wusste, was er später der Oeffentlichkeit übergab. Er sah klar über das Wesentliche wie über das Unwesentliche seiner Leistung, und es verdient vielleicht hervorgehoben zu werden, dass er zu Letzterem beispielsweise die ganze eigentliche mathematische Beweisführung gerechnet zu haben scheint.

Coppernicus hat jene Selbstanzeige mit höchstem Grade der Wahrscheinlichkeit schon vor 1533 verfasst. Aus ihr dürften seine Ansichten zur Kenntniss wenigstens einiger hervorragender Persönlichkeiten gelangt sein lange bevor von einem Drucke des ganzen Werkes die Rede war. Leider wissen wir nicht, wen Coppernicus durch das Vertrauen auszeichnete, mit welchem er seinen grossen Gedanken hier an den Tag legte. Der Niederschrift des Aufsatzes, dem durchsickernden Bekanntwerden seines Inhaltes folgte das Andrängen der Freunde zur Herausgabe der Revolutionen, folgte 1543 diese Herausgabe selbst. Mit der Widmung an einen Papst erschienen, von einem anderen Papste verboten „bis es verbessert worden sei“, bewundert und geschmäht, vielleicht beides, jedenfalls letzteres mehr als gelesen, ist das grosse Werk auch bezüglich dieser äusserlich wechselnden Schicksale merkwürdig wie kaum ein anderes von ähnlich strengem Inhalte. Heute erscheint es zum ersten Male in einer deutschen Uebersetzung.

Der Coppernicus-Verein, entstanden aus der Vereinigung jener Männer, die in Thorn zusammengetreten waren dem grössten Sohne ihrer Heimath ein Denkmal zu setzen, hat die Zwecke seiner Gründer weiter verfolgend bei der vierten Wiederkehr der säcularen Geburtsfeier seines Namengebers eine Prachtausgabe des Originals veranstaltet.

Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Copernicus: Nicolaus Coppernicus aus Thorn über die Kreisbewegungen der Weltkörper. Ernst Lambeck, Nürnberg und Thorn 1879, Seite X. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kreisbewegungen-Coppernicus-0.djvu/16&oldid=- (Version vom 1.8.2018)