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Lächeln überflog ihr Gesicht. „Aj, aj, ein alleinstehendes Weib! Bin ich denn zuzweit zur Welt gekommen, um mich allein zu fürchten?“ antwortete sie. „Wer war mit mir, als ich mit Jurij ging? Kannte ich ihn? Er kam und ich ging. Und damals wußte ich nicht einmal, ob es mir bei ihm gefallen würde, und doch ging ich. Ich hatte Glück gehabt. Ich fürchte mich niemals. So gab es mir Gott, daß ich mich niemals fürchte. Immer[1] denke ich mir: was zu sein hat, wird auch so sein.“

„Nun, und wie wurde es mit dem Meister?“

„Nichts wurde es. Eine zeitlang ging es gut. In der Frühe ging er auf Arbeit und abends kehrte er heim. Abends spaltete er mir Holz, half bei der Arbeit drinnen und draußen, und es ging alles gut. Ich dachte: nun werd’ ich jemanden haben, dem ich mein Haus verschreiben kann, wenn ich sterbe! Allein, es wandte sich zum Bösen. Er fing an, betrunken nach Hause zu kommen. Das eine Mal, das zweite, das dritte Mal; das war schlecht. In der Nacht schlief er nicht, sondern warf sich unruhig hin und her und sprach sinnloses Zeug durcheinander, daß einem angst und bange wurde.

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/174&oldid=- (Version vom 13.9.2022)
  1. im Original: Immmer