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Celimene. Ja, Herr Damis besucht mich von Zeit zu Zeit. So nehmen sie doch Platz. Kommen sie, setzen sie sich zu mir.

Chlorinde. Ich will ihnen Platz machen, Damis, ich mache gerne Platz.

Celimene. Ja, das sieht man an ihrem Gesichte. Aber wissen sie auch Damis, daß ich prophezeyt habe, die beyden Fräulein werden noch heute erfahren, wer ihr Gemahl werden soll?

Damis. So?

Cydalise. Je nun, es kann bey mir vielleicht seyn, Erast hat mir versprochen, mich heute noch zu besuchen. Wenn mir auch Damis die Ehre nicht mehr erweißt –

Damis. Ach, ich muß doch meine Sprache wieder finden. Ich habe ihnen sonst fleißig aufgewartet, Fräulein Cydalise.

Cydalise. Ich erinnere mich dessen noch ein wenig. Warum bin ich nicht so liebenswürdig, als gewisse andere Personen?

Celimene. Als gewisse andere Personen.

Chlorinde. Als gewisse andere Personen, vortreflich.

Damis. Alles gut. (zu Celim.) Aber gnädige Frau, ich kann mich noch nicht recht in die Sache schicken. Doch ich bin frey, und rede frey. Ich habe ihnen schon meine Meinung gesagt. Ich verspreche nicht mehr als ich halten kann. Ich liebe, so lange als meine Geliebte liebenswürdig bleibt, und ich höre auf zu lieben, so bald sie es nicht mehr ist. Was wollen wir uns mit einer Beständigkeit plagen, die jederman im Munde und keiner im Herzen hat? Darf ich mir schmeicheln, gnädige Frau, daß ich ihnen unter diesen Bedingungen aufwarten darf? Ich würde – –

Celimene. Recht gut mein Herr. Ich bin billig, ich verlange von den Mannsbildern keine Unmöglichkeiten, nichts, was wider ihre Gemüthsart und über ihre Kräfte ist. Die Beständigkeit! Wer hat dies Gespenst

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Christian Gottlob Klemm: Der Besuch. Ein Lustspiel in einem Aufzuge. Schulz, Wien 1765, Seite 585. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Klemm_-_Der_Besuch.pdf/9&oldid=- (Version vom 12.5.2023)