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Chlorinde. Ich fange nicht so leicht Feuer.

Celimene. Ich habe vor einiger Zeit einmal geglaubt, der Damis hätte ihnen ein wenig gefallen, aber ich sehe wohl, daß ich mich geirret habe. Und ich hätte doch gedacht – – Lassen wir es gut seyn, man mag nun sagen was man will, Damis ist doch immer ein belebter und artiger Mensch.

Chlorinde. Diese Lobrede hatte ich nicht vermuthet. Allein so belebt er auch in ihren Augen seyn mag, so ist er doch ein gefährlicher Mensch, ein Freygeist, für den sich jedes Frauenzimmer in Acht nehmen sollte, die ihre Ehre lieb hat. Wer kömmt denn da? Gott vergieb mir meine Sünde, das ist ja Cydalise.


Dritter Auftritt.
Chlorinde, Celimene, Cydalise.

Celimene. Seyn sie tausendmal willkommen, mein lieber Schatz.

Chlorinde. O meine englische Cydalise, lassen sie sich ein Bussel geben, recht lange habe ich sie nicht gesehn. Sie sind doch immer noch meine liebwertheste Freundin?

Cydalise. Auf ihren Befehl, gnädige Frau, habe ich mir die Freyheit genommen, und ich treffe so unvermuthet meine liebe Chlorinde an? Ich dachte, Frau von Celimene, sie – – Ja, in der That, meine liebe Chlorinde, ich weis mich es bald nicht mehr zu erinnern, wenn wir uns das letztemahl gesehn haben. Nicht wahr, ich sehe recht elend aus? Ich kann nicht sagen, daß ich nur einmal eine rechte gesunde Stunde hätte.

Celimene. Sie blühen ja, wie eine Rose, meine liebe Cydalise.

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Christian Gottlob Klemm: Der Besuch. Ein Lustspiel in einem Aufzuge. Schulz, Wien 1765, Seite 582. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Klemm_-_Der_Besuch.pdf/6&oldid=- (Version vom 12.5.2023)