Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 186.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sich köstlich sei, sondern auch dem Besitzer große Reichthümer zuwende. Jemand wagt es und breitet an einem sonnigen Maitag vor dem Schlosse zu Lübenau auf einem grünen Platze ein großes weißes Tuch aus, denn der Schlangenkönig legte gern seine Krone auf reinliche weiße Sachen, um dann mit den andern Schlangen zu spielen. Kaum ist das Tuch gebreitet, so zeigt sich der Konig, legt seine Krone darauf und zieht dann mit den Schlangen fort zum Spiel. Jetzt kommt der Mann (zu Pferd, um schnell entfliehen zu können) leis herbei, faßt das Tuch worauf die Krone sich befindet, an den vier Zipfeln und jagt fort. Er hört das durchdringende Pfeifen der Schlangen hinter sich, entkommt aber durch die Schnelligkeit seines Rosses auf das Pflaster der Stadt. Bei dem Besitz der köstlichen Krone wird er bald steinreich.

III. Aus Berlin.


106.
Der Müller mit dem Kätzchen.

Aus Zwehrn. In eigener Zierlichkeit das Märchen von dem glücklich gewordenen Dummling (s. Anmerkung zu Nr. 63). Die andern Müllersburschen bringen absichtlich und aus großer Verachtung des Dummlings lahme und scheele Pferde, wie die zwei ältesten Königssöhne grobe Leinwand und häßliche Weiber.

Eine andere Erzählung aus dem Paderbörnischen enthält manches Besondere. Der Müller schickt seine drei Söhne aus, wer das beste Pferd bringe, solle die Mühle haben. Der jüngste, der Dummling, begegnet einem grauen Männchen, dient ihm beim Holzhacken ein Jahr treu und ehrlich und erhält dafür das schönste Pferd. Die Brüder begegnen sich auf dem Heimweg, und da von jenen der eine ein blindes, der andere ein lahmes Pferd hat, packen sie den Dummling und stecken ihn in einen Kalkofen. Das graue Männchen kommt aber herzu, zieht ihn heraus und salbt ihn, so daß er Leben und Gesundheit wieder erhält; auch sein Pferd wird ihm wieder gegeben. Er kömmt damit zu dem Vater, dieser gibt ihm aber die Mühle doch nicht, sondern sagt der solle sie haben, der ihm das beste Hemd bringe. Der Dummling erlangt das Hemd, die Brüder aber binden ihn an einen Baum und schießen ihn todt. Das graue

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_186.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)