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an die Arbeit will, sagt er zu ihm er solle sich nur schlafen legen, er wolle das Kleid schon in der Nacht fertig machen. Die zwei ältesten merken nicht darauf, aber die dritte erkennt ihr Kleid, läßt den Gesellen kommen und hört nun daß er ihr Erretter ist und vermählt sich mit ihm. Mit dieser Entwickelung, nur daß sie zusammenhängender dargestellt wird, stimmt eine vierte, sonst mit der Paderbörnischen übereinkommende Erzählung aus Steinau im Hanauischen. Das kleine graue Männchen unterwirft sich dem dritten Königssohn nicht eher als bis er es zwischen zwei Eichstöcke geschraubt hat. Darauf entdeckt es ihm den Aufenthalt der Königstöchter die von drei Riesen in einer Höhle gefangen gehalten werden. Er wird hinabgelassen, zwei Löwen werden durch vorgeworfenes Fleisch beschäftigt; er findet die älteste, die aber erst seine Stärke versucht, indem er einen Eisenstab aufheben muß. Der Riese nähert sich, sie versteckt den Königssohn unter ihr Bett, macht jenen mit süßem Wein trunken, so daß er einschläft, und winkt dann dem Versteckten, der mit dem Eisenstab auf einen Hieb dem Riesen den Kopf entzwei schlägt. Auf dieselbe Weise werden die andern Riesen getödtet und die drei Jungfrauen befreiet. Sie ziehen ihre seidenen Oberkleider aus und schenken sie ihm, gleichfalls ihre goldnen Ringe vom Finger. Als er hernach unten eingesperrt ist, kommt ein Zwerg mit einer großen Schramme auf dem Backen; es ist das graue Männchen das er zwischen die Eichstöcke geschraubt hatte. Es zeigt ihm eine Oeffnung, wo ein tiefer Bach fließt: er setzt sich in ein Schifflein und gelangt wieder an das Tageslicht. Er wird ein Schneidergesell, und als die Königstöchter Kleider verlangen, schickt er ihnen die seidenen Oberkleider die sie ihm geschenkt hatten. Dann geht er zu einem Goldschmied, und als sie Ringe verlangen, schickt er gleichfalls die goldenen die er von ihnen in der Höhle bekommen hat. Sie werden dadurch aufmerksam, alles kommt an den Tag, die zwei bösen Brüder werden in einen Sack voll Schlangen eingenäht und in den Abgrund geworfen. Verwandt ist der starke Hans Nr. 166. Eine in Schweden aufgefaßte Erzählung stimmt ganz mit der deutschen (s. unten). Ungarisch bei Gaal Nr. 5.

Sichtbar ist in unserm Märchen ein Zusammenhang mit der Erlösung der Kriemhild vom Drachenstein. Wie dort verschwindet sie nach der Cöln. Erzählung bei einem Fest, ohne Zweifel als Raub des Drachen. Die beiden andern Schwestern sind Ausdehnungen der

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_165.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)