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vom Jahr 1550. Zu dem hl. Petrus kommt ein Landsknecht, sie wollen mit einander theilen was sie erwerben, jener durch Predigen, dieser durch Betteln. Der Landsknecht eilt in ein Dorf wo Kirchweih ist, und erbettelt sich die beiden Ermel voll. Der heil. Petrus heilt den Schultheiß vom Fieber, der ihm dafür dreißig Gulden und einen Käs gibt. Beide kommen im Wirthshaus zusammen, der Landsknecht zeigt seine Eßwaaren vor und fragt den hl. Petrus was er mit Predigen gewonnen? Dieser holt den Käs hervor. „Nur den Käs hast du gewonnen!“ ruft der Landsknecht. Der hl. Petrus bestellt bei dem Wirth ein gebratenes Huhn. Der Landsknecht geht in die Küche und ißt die Leber davon. Wie es auf den Tisch kommt, spricht der hl. Petrus zum Landsknecht „ich glaube du hast die Leber gegessen?“ Dieser vermißt sich daß er sie nicht gesehen habe. Nun zieht der hl. Petrus die dreißig Gulden heraus, theilt sie in drei Theile und spricht „den dritten Theil soll der haben, der die Leber gegessen!“ worauf der Landsknecht alsbald das Geld einstreicht. Viel besser ist die Erzählung in dem Wegkürzer (durch Martinum Montanum. Straßb. o. J. wahrscheinlich von 1551). Der liebe Gott und ein guter Gesell aus Schwaben wandern zusammen. Sie kommen in ein Dorf, wo man zur Hochzeit und zugleich für einen Todten läutet. Der liebe Gott geht dahin, der Schwabe dorthin. Der liebe Gott erweckt den Todten, wofür ihm hundert Gulden gegeben werden, der Schwabe schenkt auf der Hochzeit ein, dafür erhält er am Ende einen Kreuzer. Zufrieden mit seinem Lohn geht er fort und wie er von weitem den lieben Gott sieht, hebt er sein Kreuzerlein in die Höhe und prangt damit. Der liebe Gott lacht darüber und zeigt ihm den Sack mit hundert Gulden, der Schwab, ganz behend, wirft sein Kreuzerlein darunter und spricht „gemein! gemein! wir wollen gemein mit einander haben!“ Darauf wird das Lamm geschlachtet, der Schwabe ißt das Leberlein davon und sagt hernach „bei Gott, es hat keins gehabt!“ Sie kommen in ein anderes Dorf, wo wieder für eine Hochzeit und für einen Todten geläutet wird. Der Schwab will nun den Todten lebendig machen und die hundert Gulden verdienen, sagt wenn er es nicht vollbringe, sollten sie ihn aufhenken ohne Urtheil und Recht; aber der Todte regt sich nicht. Nun soll er gehenkt werden, der liebe Gott kommt und sagt wenn er gestehe daß er das Leberlein gegessen, so wolle er ihn erretten. Aber der Schwabe besteht darauf das Lamm habe keins gehabt. Der liebe Gott sagt „ich will den Todten

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_130.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)