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III. Die drei Federn.

Es war einmal ein König, der schickte seine drei Söhne in die Welt, und welcher von ihnen das feinste Linnengarn mitbrächte, der sollte nach seinem Tode das Reich haben. Und damit sie wüßten, wo hinaus sie zögen, stellte er sich vor sein Schloß und blies drei Federn in die Luft, nach deren Flug sollten sie sich richten. Die eine flog nach Westen, der folgte der älteste, die andere nach Osten, der folgte der zweite, die dritte aber fiel auf einen Stein, nicht weit von dem Pallast, da mußte der dritte Prinz, der Dummling zurück bleiben, und die andern lachten ihn aus und sagten: er sollte bei dem Stein das Linnengarn aufsuchen. Der Dummling aber setzte sich auf den Stein und weinte, und wie er so hin und her wankte, schob sich der Stein fort, und darunter lag eine Marmorplatte mit einem Ring. Der Dummling hob sie auf, und da war eine Treppe, die führte hinunter, darauf ging er fort und kam in ein unterirdisches Gewölbe, da saß ein Mädchen und spann Flachs. Es fragte ihn, warum er so verweinte Augen hätte, da klagte er ihm sein Leid, daß er das feinste Linnen suchen solle, und doch nicht darnach ausziehen dürfe, da haspelte ihm das Mädchen sein Garn

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_300.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)