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Zeitlang, und kam das Täubchen alle Tage und sorgte für alles, was es bedurfte, und war das ein stilles, gutes Leben.

Einmal aber kam das Täubchen und sprach: „willst du mir etwas zu Lieb’ thun?“ – „Von Herzen gern,“ sagte das Mädchen. Da sprach das Täubchen: „ich will dich zu einem kleinen Häuschen führen, da geh’ hinein, mittendrin am Heerd da wird eine alte Frau sitzen und guten Tag sagen. Aber gib ihr bei Leibe keine Antwort, sie mag auch anfangen was sie will, sondern geh zu ihrer rechten Hand weiter, da ist eine Thüre, die mach auf, so wirst du in eine Stube kommen, wo eine große Menge von Ringen allerlei Art auf dem Tisch liegt, darunter sind prächtige mit glitzerigen Steinen, die laß aber alle liegen und such nur einen schlichten heraus, der auch darunter seyn muß und bring ihn zu mir her so geschwind du kannst.“ Da ging das Mädchen hin in das Häuschen und fand die Alte, die machte große Augen, wie sie es sah, und sprach: „guten Tag mein Kind.“ Es gab ihr keine Antwort und ging auf die Thüre zu; „ei! wo hinaus?“ rief sie und faßt es beim Rock und wollte es festhalten; „das ist mein Haus, da darf niemand herein, wenn ich’s nicht haben will.“ Aber es schwieg immer still, machte sich von ihr los und ging in die Stube hinein. Da war nun eine übergroße Menge von Ringen, die glitzten und

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_195.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)