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Lebenslage. Helle, wunderbar weiche Töne gingen und kamen über das Wasser, als atmete und lebte die dunkle Fläche. Günther streckte sich neben Beate aus, nahm eine ihrer kühlen Hände. Über die schwarzen Wipfel stieg eine Rakete auf; eilig und golden stieg sie auf, immer höher, dann neigte sie sich, wie müde, und die Leuchtkugeln, ein farbiges Aufblühen, regneten nieder. Die Leute am Ufer riefen: Hurrah!

„Ja, die!“ meinte Günther, „die verstehn noch zu schreien, wenn sie lustig sind.“

„Möchtest du denn auch schreien?“ fragte Beate.

„Gott! Schreien! Nein. Ich sag’ nur, die können’s noch, wir nicht, wir sind zu – zu – stilisiert – um lustig zu sein.“

Der Mond stieg über den Ahornbäumen auf. Der Teich sprühte. Die Stengel der Froschlöffel, des Wasserknöterich, die weißen Köpfe der Wasserrose schienen größer, wie sie so unbeweglich in dem blauen Lichte standen.

Eine selige Trägheit, eine angenehme Wunschlosigkeit war über Beate gekommen. Als Günther sich auf sie niederbeugte und ihr die Lippen, die Augen küßte, ihren schmalen, ruhenden Körper in seine heißen, fiebernden Hände nahm, sagte sie: „Ach – laß – Liebster.“

Günther wurde sofort ruhig. Er seufzte. Ach ja! Man muß ruhig und poetisch sein. „Dieses kühle Mondscheingesicht,“ sagte er ein wenig gereizt. Dann griff er in das Wasser, mitten in eine Gesellschaft Wasserrosen hinein und holte sich die ganze Hand voll schwerer, weißer Blütenköpfe heraus: „So, jetzt will ich dich putzen, warte.“ Er steckte die

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Eduard von Keyserling: Beate und Mareile. S. Fischer, Berlin [1903], Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Beate_und_Mareile.djvu/21&oldid=- (Version vom 1.8.2018)